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'''Vegetarismus''' (von isch ''vegetare'' ?beleben, gesund erhalten, leben, grünen?) bezeichnet eine - und , welche Nahrungsmittel meidet, die von getöteten en stammen. Dies sind , (einschließlich anderer aquatischer Tiere) sowie daraus hergestellte Produkte. Anhand der Einbeziehung von Lebensmitteln, die von lebenden Tieren stammen, wie , und , werden mehrere Unterformen des Vegetarismus unterschieden. Im wird auf alle Nahrungsmittel und Konsumgüter tierischen Ursprungs verzichtet.

Der Vegetarismus wird auch als verstanden. Die Beweggründe für eine vegetarische Lebensweise reichen von ethisch-moralischen, religiös-spirituellen über gesundheitliche, hygienisch-toxikologische und ästhetische bis hin zu ökologischen und sozialen Motiven.

Begriffsgeschichte

Vegetarismus leitet sich wie ?Vegetarier?, über englisch ''vegetarian'', und englisch ''vegetable'' von : ''Mittellateinisches Glossar.'' Mit einer Einführung von Heinz-Dieter Heimann. Hrsg. von Friedrich Gröbel. 2. Auflage. Paderborn/ München/ Wien/ Zürich 1959; Nachdruck (mit neuer Einführung) 1989 (= ''Uni-Taschenbücher.'' Band 1551), Sp. 419 (''vegetare'', und ''vegetabilis'' ?belebend?).</ref> ab.

Die Wörter ?Vegetarismus? und ?Vegetarier? sind seit Ende des 19. Jahrhunderts bezeugte, heute allgemein gebräuchliche gekürzte Formen der zuvor üblichen Bezeichnungen ?Vegetarianismus? und ?Vegetarianer?.

Die Wortbildung ''vegetarian'' wird vom ''Oxford English Dictionary'' auf ?Mitte 19. Jahrhundert? datiert. Allgemein gebräuchlich wurde ''vegetarian'' erst durch die Gründung der englischen ''Vegetarian Society'' im Jahr 1847. Hiermit beschrieben die Gründungsmitglieder der Gesellschaft Individuen, die weder Fleisch noch Geflügel oder Fisch essen.

Hahns Bekenntnis zum Vegetarismus wurde von anderen Anhängern der frühen fast ausnahmslos als Grundsatz der naturgemäßen Lebensweise übernommen. 1868 stellte fest:
{{Zitat

 |Text=In den letzten Jahren hat sich unter dem Namen Vegetarianer eine, wenn auch unzusammenh�ngende und wenig zahlreiche, so doch recht th�thige Sekte erhoben, welche mit allen H�lfsmitteln der Wissenschaft und mit allem Ernste eines tief sittlichen Strebens das Fleischessen als eine der schlimmsten und widernat�rlichsten Verirrungen des Menschengeschlechtes bek�mpft und durch ein eigenes Beispiel den Beweis zu liefern bestrebt ist, da� die Pflanzennahrung gen�gt, um dem menschlichen K�rper Gesundheit und Kraft zu erhalten.
 |Autor=Rudolf Virchow
 |Quelle=''�ber Nahrungs- und Genussmittel'', Berlin 1868.
 |ref=}}

Stark vom Werk Hahns beeinflusst kam 1866 der '', in Anknüpfung an das 1872 erschienene Buch ''Thalysia oder Das Heil der Menschheit'', die deutsche Fassung eines 1840?1842 veröffentlichten Werks des führenden französischen Vegetariers Jean-Antoine Gleizes.

Als weiterer wichtiger Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland gilt der badische Jurist und revolutionäre Republikaner und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 ? zehn Jahre nach Hahns ''Die naturgemäße Diät, die Diät der Zukunft'' ? erschien sein Werk ''Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung'', das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Hierin begründet Struve seinen Verzicht auf Fleisch ethisch und mit einer gesundheitlichen Selbsterfahrung im Winter 1831/32.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gewann die vegetarische Bewegung an Bedeutung. Zahlreiche Vereine wurden gegründet. 1892 schlossen sich zwei Dachverbände zum ?.

Die Begründungen für eine fleischlose Lebensweise waren unterschiedlich, teils sogar gegensätzlich. Einerseits sollte das Tier vor dem Menschen geschützt werden, andererseits der Mensch vor dem Verzehr von Tieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einerseits der Pro-Kopf-Konsum von en und insbesondere Fleisch überall auf der Welt in den letzten 50 Jahren gestiegen ist und den Prognosen nach weiter steigen wird,

Deutschland

Nach der von 2007 mit 20.000 Teilnehmern ernährten sich in Deutschland 1,6 % der erwachsenen Bevölkerung (Männer 1 %, Frauen 2,2 %) fleischlos (entweder vegetarisch oder mit Einbeziehung von Fisch). 0,1 % der Studienteilnehmer bezeichneten sich als vegan. Laut -Umfragen bezeichneten sich zwischen 1984 und 1993 im Vereinigten Königreich 2,1 % respektive 4,3 % der Befragten als Vegetarier. Eine Umfrage des ''Realeat Survey Office'' von 1995 setzt diesen Trend fort und findet 4,9 % erwachsene Vegetarier. In der Gruppe der 16- bis 25-jährigen Frauen gaben in derselben Umfrage 12,4 % an, Vegetarierinnen zu sein. Die Zahl derjenigen, die ?kaum oder kein Fleisch? konsumierten, sich jedoch nicht als ?Vegetarier? bezeichneten, war bei allen Umfragen etwa doppelt so hoch. Eine Studie der im Auftrag der ''Vegetarian Society'' von 1991 befragte rund 1000 Erwachsene sowie 2500 junge Erwachsene (11?18 Jahre) und konnte die These der höheren Affinität von jungen Erwachsenen und insbesondere von jungen Frauen zum Vegetarismus erhärten.

USA

Eine landesweite Studie des von 1977 bis 1978 fand unter 37.000 Befragten 1,2 % Vegetarier, allerdings gaben manche der Teilnehmer, die sich selbst als Vegetarier bezeichneten, an, selten auch Fische oder Hühner zu essen. Die ''Vegetarian Ressource Group'' veröffentlicht seit 1994 alle drei Jahre die Ergebnisse einer landesweiten Umfrage durch das ''Roper Center'' in den USA. Dort werden Menschen gefragt, welche Nahrungsmittel sie niemals essen. 1994 befanden die Autoren davon ausgehend 0,3 % bis 1 % der Befragten für Vegetarier.

Indien

In einer Studie von ''-'' gaben 40 % der Befragten an, Vegetarier zu sein, darunter überproportional viele Hindus, Frauen und ältere Menschen.

Einer neuen Umfrage zufolge wurde dieser Prozentsatz zu hoch angesetzt, insgesamt sind lediglich 20 % der Inder Vegetarier, wobei in der zentralindischen Millionenstadt ihr Anteil mit 49 % am höchsten ist.

Organisationen

In Deutschland informiert neben zahlreichen weiteren regionalen und überregionalen Organisationen u. a. der (VEBU) über die vegetarische Lebensweise. Er gibt die Zeitschrift ''natürlich vegetarisch'' heraus und ist in Regionalgruppen organisiert. In der Schweiz besteht der Verein . Er gibt die Zeitschrift ''Veg-Info'' heraus. In Österreich gibt es die Österreichische Vegetarier Union (ÖVU). Dort kann das vierteljährlich erscheinende Magazin ''anima'' gegen eine bestellt werden.

Der ''Welt-Vegetarier-Tag'' (1. Oktober) ist ein internationaler Aktionstag; vergleichbar mit dem '''' (1. November). Ersterer wurde am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 von der ''North American Vegetarian Society'' eingeführt, inzwischen gilt die Zeit zwischen den beiden Daten als ''Vegetarian Awareness Month'' (etwa: ).

Ein regelmäßigerer Aktionstag ist der '''', ein vegetarischer Tag vorwiegend in öffentlichen Einrichtungen, mit dem der Fleischkonsum reduziert werden soll.

Die (EVU) ist eine für vegetarische Vereine und Gruppen in Europa und arbeitet in den Bereichen Vegetarismus, , , , Kampf gegen den , , und allgemeine Information. Die (IVU) ist eine mit dem Ziel, den Vegetarismus weltweit zu fördern.

Gastronomie

Das in existiert seit 1897 und ist damit das älteste vegetarische Restaurant der Welt.

Sternerestaurants

Seit 2013 wird das Restaurant ''Tian'' in unter mit einem ausgezeichnet, seit 2017 das Restaurant ''Cookies Cream'' in unter . Seit 2019 ist das Restaurant ''Seven Swans'' in das erste vegane Sternerestaurant.

Das Zwei-Sterne-Restaurant ''Lafleur'' in unter bietet seit mehreren Jahren vegane Menüs an.

Betriebsgastronomie

Das amerikanische Unternehmen , das auch Büros in Deutschland betreibt, serviert seit 2018 bei Veranstaltungen, die in eigenen Gebäuden stattfinden, kein Fleisch mehr. Es werden zudem keine Auslagen für nicht-vegetarische Gerichte erstattet.

Vegetarische Schnellrestaurants

Eine bereits seit Ende des 19. Jhs. verbreitete Form vegetarischer Gastronomie waren in Polen, zum Teil bis heute weiter betrieben, dessen sogenannte , in denen bis zur Wende auch ein fast ausschließlich ovo-lacto-vegetarisches, zudem laufend frisch vor Ort zubereitetes und damit fast ohne Wartezeit erhältliches Angebot an Speisen und Getränken herrschte, das so ein quasi vegetarisches Pendant dessen war und teilweise immer noch ist, was heute mit dem Begriff und seinen Schattenseiten assoziiert wird.

Kennzeichnung vegetarischer Produkte

Manche Fertigprodukte und verarbeitete Nahrungsmittel enthalten nicht-vegetarische Bestandteile wie Gelatine und Lab. Zur Kennzeichnung vegetarischer Produkte werden unterschiedliche Erkennungssymbole verwendet. Neben zahlreichen internationalen und nationalen Kennzeichnungskonzepten hat auch die ein Label eingeführt, das '''', mit dem für Vegetarier geeignete Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet werden können.
<gallery>
Datei:Veganismus logo.svg|Kennzeichnung veganer Lebensmittel und Produkte weltweit mit Schwerpunkt Europa
Datei:India vegetarian labels.svg|Pflichtkennzeichnung in Indien, links für vegetarische, rechts für nichtvegetarische Produkte
Datei:V-Label.jpg|Rechts das V-Label für vegetarische Speisen
</gallery>

Vegetarische Haustierhaltung

Es kommt vor, dass vegetarisch lebende Hunde- und Katzenhalter gängiges Tierfutter ablehnen und ihre Haustiere fleischlos ernähren. Laut ernähren viele Vegetarier und Veganer ihre Haustiere mit fleischloser Kost.

Nach wissenschaftlichem Kenntnisstand ist eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung für gesunde erwachsene Katzen vertretbar, aber anspruchsvoll.

Für Hunde könnte man unter Umständen eine ?abwechslungsreiche Ernährung aus Milch- und Eiprodukten, Gemüse, Reis und Teigwaren? zusammenstellen. Aus wissenschaftlichen Feldstudien ließe sich ableiten, dass es grundsätzlich möglich sei, einen Hund vegetarisch zu ernähren. Damit es jedoch auf lange Sicht nicht zu Fehlernährungen komme, müsse die Zusammensetzung des Futters den Energie- und Proteinbedarf sowie den Bedarf an allen Mineralstoffen und Vitaminen decken. Die Inhaltsstoffe müssten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Es seien sonst langfristig schwere gesundheitliche Folgen zu befürchten, wie zum Beispiel Knochenabbau wegen vom 14. Jun. 2021, abgerufen am 10. Sep. 2022.</ref> Der Tierschutzbund empfiehlt, das Verhalten des Hundes und seine Abstammung nicht außer Acht zu lassen. Der Hund sei ein Carnivore und fresse gerne Fleisch. Bei der Ernährung sollte nicht ganz auf die Verfütterung von Fleisch verzichtet werden. Es sei aber nichts dagegen einzuwenden, wenn der Hund zwischendurch einmal vegetarisch ernährt wird.

Siehe auch

Literatur

  • , 2019,
  • : ''Vegetarisch.'' In: ''Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung.'' Band 34, 2015, S. 29?68.
  • Kerstin Geßner: ANIMA(L) Zu den antiken Wurzeln der modernen Tier-Mensch-Beziehung. In: Tierstudien. Bd. 17: Tiere und Emotionen, 2020 ().
  • {{Literatur
   |Autor=Birgit Klaus
   |Titel=Tier zuliebe. Vegetarisch leben ? eine Kostprobe
   |Verlag=Diederichs
   |Ort=M�nchen
   |Datum=2011
   |ISBN=978-3-424-35050-0}}

  • {{Literatur
   |Autor=Jonathan Safran Foer
   |Titel=Tiere essen
   |Verlag=Kiepenheuer & Witsch
   |Ort=K�ln
   |Datum=2010
   |ISBN=978-3-462-04044-9
   |Originaltitel=Eating Animals
   |Originalsprache=en
   |�bersetzer=Isabel Bogdan, Ingo Herzke, Brigitte Jakobeit}}

  • {{Literatur
   |Autor=, Markus Keller
   |Titel=Vegetarische Ern�hrung
   |Auflage=2.
   |Verlag=Ulmer
   |Ort=Stuttgart
   |Datum=2010
   |ISBN=978-3-8252-1868-3}}

  • (Hrsg.): ''Antike Medizin. Ein Lexikon.'' München 2005, Sp. 890?892.
  • {{Literatur
   |Autor=
   |Titel=Leichenschmaus. Ethische Gr�nde f�r eine vegetarische Ern�hrung
   |Verlag=Rowohlt Taschenbuch
   |Ort=Reinbek bei Hamburg
   |Datum=2002
   |ISBN=3-499-19513-5}}

  • {{Literatur
   |Hrsg=Manuela Linnemann, Claudia Schorcht
   |Titel=Vegetarismus ? Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise
   |Verlag=Harald Fischer Verlag
   |Ort=Erlangen
   |Datum=2001
   |ISBN=3-89131-403-5}}

  • {{Literatur
   |Autor=Gabriel Cousens
   |Titel=Harmonie und Gesundheit mit vegetarischer Ern�hrung. Vegetarismus aus wissenschaftlicher und spiritueller Sicht
   |Verlag=Hans-Nietsch-Verlag
   |Ort=Freiburg
   |Datum=1998
   |ISBN=3-929475-67-7}}

  • : ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende.'' Frankfurt 1997.
  • .'' 4/1997, S. 24?30
  • {{Literatur
   |Autor=Hans-J�rgen Teuteberg
   |Titel=Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus
   |Sammelwerk=Vierteljahrschrift f�r Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
   |Datum=1994
   |Seiten=33?65
   |JSTOR=20737925}}

  • Helmut Wurm: ''Der Einfluß der Ernährung auf die menschliche Konstitution unter besonderer Berücksichtigung des Nahrungseiweißes. Eine Zusammenstellung von Ansichten, Beobachtungen und Lehrmeinungen von der Antike bis zur Gegenwart'' (= ''Ernährung und Konstitution.'' 1). In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 3, 1985, S. 283?320, .
  • {{Literatur
   |Autor=Wolfgang R. Krabbe
   |Titel=Gesellschaftsver�nderung durch Lebensreform. Strukturmerkmale einer sozialreformerischen Bewegung im Deutschland der Industrialisierungsperiode.
   |Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht
   |Ort=G�ttingen
   |Datum=1974
   |ISBN=3-525-31813-8}}

  • : ''Kehrt zur Natur zurück! Die Heilweise der Natur nach ewigen Gesetzen.'' 12. Auflage. 1930.

Dokumentarfilme

  • '''' (2005, kommentiert von und mit Musik von )
  • () Dokumentation der englischen Vegetarierorganisation (VSUK) aus dem Jahre 1995, kommentiert von (mit Untertiteln)
  • vom 8. April 2014

Weblinks

  • ? kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Einzelnachweise